Chronik
Schon einige Zeit vor 1929 erklang in Büderich die Musik der Spielleute. Die wohl erste Spielleutevereinigung Büderichs war das Tambourkorps der ,,Deutschen Jugendkraft". Im Jahre 1909 wurde das Trommler- und Pfeifferkorps der Freiwilligen Feuerwehr ins Leben gerufen. Am 27. Januar 1929 beschlossen die damaligen Spielleute fortan das Korps in eigener Regie zu führen und gründeten das (erste selbständige) Tambourkorps Büderich 1929. Von nun an waren die 15 Spielleute nicht mehr verpflichtet neben der Musik auch noch den aktiven Feuerwehrdienst wahrzunehmen und konnten ihre eigene Kasse führen.
1. Vorsitzender wurde Heinrich Lottkus und die Stabführung übernahm der altbewährte Tambourmajor Wenzel Krüsken. Große und kleine Marschtrommel, Becken und Trommelflöte sowie für einige Zeit das Signalhorn der Feuerwehr gehörten zum musikalischen Equipment. Bei gutem Wetter wurden die wöchentlichen Proben auf "Terlindes Weih" und bei ungünstiger Witterung im Wohnzimmer des Tambourmajors Wenzel Krüsken abgehalten. Die Trommler erlernten ihr Spiel auf den Weidenpfählen oder Holzbrettern und die Hornisten durch Abspielen beim Tambourmajor. Noten kannten sie damals nicht. Zum Repertoire gehörten damals die Märsche: "Alte Kameraden", "Das Lieben bringt groß´Freud´", "Deutschmeister", "Lockmarsch", "Preußens Gloria" und "Waidmannsheil". Zudem wurden in den ersten Jahren auch verschiedene Fanfarenmelodien geblasen. Hierzu benutzten die Hornisten ihre Signalhörner von der Feuerwehr. Durch das Anbringen eines sogenannten "S-Aufsatz" wurde der Tonumfang der Hörner erweitert.
Die erste Satzung wurde 1931 beschlossen und zu den "altgedienten" Spielleuten gesellten sich alsbald neue hinzu. Schon neun Jahre nach seiner Gründung wurde das blühende Vereinsleben durch den zweiten Weltkrieg jäh vernichtet. Die Flöten verstummten, die Trommeln schwiegen. Die Spielleute mussten dem Ruf des Vaterlandes folgen. Von 1938 bis 1947 ruhte somit das Vereinsleben. Vier Spielleute sind für das Vaterland gefallen.
Neun Spielleute wagten wiederum unter der musikalischen Leitung von Wenzel Krüsken und dem 1. Vorsitzenden Gerhard Lottkus den Neuanfang, und schnell konnten neue Musiker ausgebildet, Schützenfeste, Wettstreite und Freundschaftstreffen musikalisch mitgestaltet werden. Im Alter von 73 Jahren legte Wenzel Krüsken sein Amt als Tambourmajor 1955 nieder. Nach 46-jähriger Tätigkeit in diesem Amt wurde sein unermüdlicher Einsatz mit der Ernennung zum "Ehrentambourmajor" gewürdigt.
Die Nachfolge übernahm sein Sohn Peter Krüsken. Er setzte die erfolgreiche Arbeit seines Vaters ebenbürtig fort, so dass das Korps stetig Zuwachs hatte. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden August Pieper wurde der Verein von Erfolg zu Erfolg geführt.
Das Tambourkorps wurde um eine Lyra erweitert, und Mitte der sechziger Jahre wurden erstmals Mädchen in den bis dahin reinen ,,Männerverein" aufgenommen. Das war bei Spielmannszügen zu dieser Zeit noch lange nicht üblich. Unsere Spielleute waren schon damals weit über die Grenzen des Niederrheins hinaus bekannt. So wirkten sie bereits 1955 an einem Freundschaftstreffen in Castrop-Rauxel und Neheim-Hüsten mit. Das "Glanzstück" unseres Vereins (so die Worte unseres damaligen Vorsitzenden) ein Schellenbaum konnte 1957 angeschafft werden. Hierzu verzichteten die Spielleute auf die Auszahlung ihrer Gagen und die jährliche Silvesterfeier.
Im September 1968 verstarb plötzlich Tambourmajor Peter Krüsken und nur fünf Monate später folgte ihm sein Kamerad, unser langjähriger Vorsitzender August Pieper. Das Führungsteam der erfolgreichen Jahre war nicht leicht zu ersetzen. Gerhard Hoffacker wurde zum Tambourmajor gewählt und Hans Pieper übernahm das Amt seines Vaters. Unter ihrer Leitung wurde im Sommer 1969 das 40-jährige Bestehen des Korps in einem Festzelt unter großer Beteiligung der Büdericher Bevölkerung und zahlreicher befreundeter Gastvereine zwei Tage lang gefeiert.
Ein Generationswechsel begann Mitte der siebziger Jahre. Sicherlich auch bedingt durch den frühen Tod und durch den Austritt von Spielleuten konnte man in den folgenden Jahren an die zurückliegenden glanzvollen Zeiten des Vereins nicht mehr anknüpfen. Die Führung des Vereins oblag den folgenden Vereinsmitgliedern:
1. Vorsitzender: |
Hans Pieper |
1969 - 1972 |
Tambourmajor: |
Gerhard Hoffacker |
1968 - 1975 |
In dieser Zeit hatte sich das Korps bis zum Jahre 1982 auf 15 Spielleute verkleinert. Jüngeren Mitgliedern wurden die Vorstandsarbeit und musikalische Leitung übertragen, neue Ziele zur Festigung der Kameradschaft und insbesondere zur Steigerung der musikalischen Leistungsfähigkeit gesetzt.
Jürgen Linz übernahm die Stabführung und 1986 auch den Vorsitz. Zur musikalischen Unterstützung bat man Spielleute des befreundeten Spielmannszuges aus Ossenberg. Diese spontane musikalische Unterstützung vertiefte die freundschaftlichen Kontakte derart, dass die Spielleute zu einer gemeinsamen Einheit zusammen wuchsen. Gestärkt durch diese Zusammenarbeit wurde der Entschluss gefasst, einen vollständigen Neuaufbau des Korps vorzunehmen.
Dem neu gebildeten Führungsteam wurde einiges abverlangt. Für das fast totgesagte Tambourkorps galt es neben der Werbung neuer Mitglieder auch die verbliebenen Spielleute ständig zu motivieren. Das vorhandene Instrumentarium wurde komplett ersetzt und um Diskant-, Alt- und Tenorflöten ergänzt. Dank finanzieller Unterstützung des passiven Mitgliedes Arnold Gardemann, der als einer der wenigen Beobachter dieser neuen Führung die Verwirklichung ihrer Ziele zutraute, konnten 1984 neue Uniformen angeschafft werden. 1985 wurde zur Unterstützung der Weiterbildung der Beitritt zum Volksmusikerbund Nordrhein-Westfalen beschlossen. Die Trommler wurden auf einem Sonderkursus der Jugendmusikschule der Stadt Wesel geschult, vereinsinterne Proben auf zweimal wöchentlich erweitert und Notenkunde gepaukt. Das bis zu dieser Zeit einstimmige Spiel der Flöten wurde mit Hilfe des neuen Flötensatzes auf bis zu sieben Stimmen erweitert. Aber auch die Jugendarbeit wurde aktiviert und durch ständige Neuzugänge bestätigt.
Nach dreijähriger harter musikalischer und formaler Arbeit wurde 1985 erstmalig wieder an einem Wettstreit teilgenommen. In Dotzlar bei Bad Berleburg traten die Spielleute in der untersten Klasse an und errangen neben zwei dritten Plätzen einen ersten Platz im Ehrenspiel. Das Musizieren nach Originalnoten, bei Spielmannszügen auch heute noch nicht selbstverständlich, hatte sich als richtiger Weg erwiesen. Auch die Öffentlichkeit nahm immer mehr Notiz von den Aktivitäten des Tambourkorps. So wurde unsere Vereinigung vom Koordinationsausschuss der Büdericher Vereine zum ersten Preisträger der Stiftung der Verbandssparkasse Wesel gewählt. Personell und finanziell hatte das junge Führungsteam weitere Hürden zu überwinden. Diese stärkten jedoch noch den Zusammenhalt und führten letztlich doch zum gewünschten Erfolg.
Das Erscheinungsbild des Korps hatte sich wesentlich gewandelt und erfreut sich in Verbindung mit dem neuen Sound der Spielleute immer größer werdender Beliebtheit. Hermann Lorscheid und Peter Mork haben seit 1998 die musikalische Ausbildung übernommen. Dank ihnen konnten die musikalischen Fähigkeiten weiter verbessert und das Repertoire neben Polkas und Märschen auch um interessante Konzertstücke erweitert werden.
Trotz der offiziellen Trennung von der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 1929 arbeiten noch heute beide Organisationen zu vielen Gelegenheiten eng und harmonisch zusammen. Bei der Umgestaltung des Büdericher Ehrenmals hat man zusammen in vielen Arbeitsstunden mitgewirkt, und jährlich wird zum Maibaumsetzen, ein sehr beliebtes Fest für die gesamte Bevölkerung unseres Dorfes, gemeinsam organisiert und veranstaltet. So hat diese gute Zusammenarbeit dazu geführt, dass im Jahr 2003 nach 74 Jahren erstmalig wieder ein gemeinsamer Kameradschaftsabend abgehalten wurde.