Festakt zum 600-jährigen Bestehen der St. Sebastianus-Bürgerschützen-Bruderschaft Büderich 1424 e. V.

Aufführung „Der hohe Tag“ von Friedrich Deisenroth

Musikalischer Höhepunkt eines besonderen Festaktes zum Jubiläum der Bruderschaft am 14.06.2024 wird die Aufführung der Komposition „Der hohe Tag“ von Friedrich Deisenroth, welche einen „Pfeifertag“ im Westfalen des 17. Jahrhunderts in sechs Sätzen beschreibt und geschrieben wurde für großes Blasorchester, Spielmannskorps, Kinder- oder Frauenchor und Männerchor

Die Pfeifertage sind ehemals wichtige Zusammenkünfte musikalischer Bruderschaften gewesen, bei denen Streitfälle geregelt und Rechtsprechung über Verstöße gegen die Zunftordnung einzelner Zunftgenossen oder einer ganzen Gruppe ausgeübt wurde. Darüber hinaus waren diese Versammlungen gleichzeitig musikalische Höhepunkte und Volksfeste. Diese Komposition wurde 1995 anlässlich des 2. Bundesmusikfestes in Münster vor großer Publikumskulisse aufgeführt und im Oktober 1998 aus Anlass der Feierlichkeiten zur 350-Jahrfeier des Westfälischen Friedens ebenfalls ins Münster. Auch bei dem alle drei Jahre stattfindenden Schützenfest der Bruderschaft wird bis heute am Montag- und Dienstagmorgen Gericht gehalten und die Schützenbrüder für „Verfehlungen“ während des Festes „bestraft“. Umrahmt wird das auch heute noch von Blas- und Spielleutemusik.

Zum Komponisten:
Der Komponist Friedrich Deisenroth (1903-1998) trat 1956 in den Militärmusikdienst der Bundeswehr ein und durchlief dort einige Verwendungen: Chef Stabsmusikkorps, Dezernatsleiter und stellvertretender Musikinspizient. Seit seiner Pensionierung widmete er sich verstärkt der Laienmusikbewegung, insbesondere dem Spielleutebereich; hier engagierte er sich von 1978 bis 1982 in der Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände als Bundesmusikdirektor für das Spielmannswesen.

Idee und Durchführung des Festaktes:
Der Vorsitzende des Tambourkorps Büderich, Jürgen Linz, und Sebastian Sürgers, u. a. Dirigent der Instrumentalgruppe der KLJB Borkenwirthe, begegneten sich im Juli 2022 beim Schützenfest in Willich. Bei einem Gespräch über die Aufführung der Suite „Die Völkerschlacht bei Leipzig“, welche Sebastian Sürgers 2018 mit seinen damaligen Orchestern Hassum und Pont einstudiert und damit große Beachtung erfahren hat, kam die Idee zur gemeinsamen Aufführung von „Der hohe Tag“.

Erste Hürde: Woher bekommen wir die Noten? Nachdem auf dem Neusser Schützenfest im gleichen Jahr der Wille zur gemeinsamen Aufführung nochmals bekräftigt wurde machten sich beide auf die Suche (bei den klassischen Verlagen waren die Noten nicht zu beziehen) und nach etwa einem Jahr konnte ein Notenarchiv ausfindig gemacht werden.

Zweite Hürde: Der Komponist hatte diese Suite notiert für Flötenstimmungen der Spielleute in B und Es. Die Büdericher verwenden allerdings ausschließlich CES- und FES-Flöten und aufgrund des besonderen Klangbildes des historischen Stückes einerseits und dem Zusammenspiel mit dem Blasorchester und Chor andererseits, konnten man diesem so nicht gerecht werden. Also mussten die entsprechenden Flöten beschafft werden. Dirigent Lukas Petzolt stieß bei seinen Nachforschungen auf offene Ohren beim Flötenhersteller, der Firma Sandner aus Glatten in Baden-Württemberg, die den Büderichern diese Flöten kostenlos für die Aufführung zur Verfügung stellt.

Dann kam die dritte Hürde: Eine solche Suite ist nicht geeignet zur Aufführung bei Frühschoppenkonzerten oder rein geselligen Veranstaltungen mit Thekenbetrieb. Es stellte sich also noch die Frage nach einem geeigneten Anlass und Aufführungsort. Hierbei kam Jürgen Linz das 600-jährige Bestehen der Bruderschaft in den Sinn (die Bruderschaft gehört zu den ältesten in der Region) und nach Rücksprache mit dem Vorstand der Bruderschaft wurde die Idee des Festaktes in der Kirche und einem zusätzlichen Tag der Jubiläumsfeierlichkeiten geboren.

Nach wochenlanger Vorbereitung der einzelnen Klangkörper blickten Musiker und Chor mit Spannung der Generalprobe am 03.06.24 in der Büdericher Kirche St. Peter entgegen. Dort wurde nicht nur erstmalig die Suite im Zusammenspiel erarbeitet, auch die Musiker begegneten sich dabei zum ersten Mal.

Der Festakt:
Eröffnet wird der Festakt um 18.30 Uhr in der Kath. Kirche in Büderich durch den Präsidenten Dieter Hoppen mit der Festansprache. Die Büdericher Spielleute präsentieren dann den „Marsch der finnländischen Reiterei“, welcher ebenfalls extra für diesen Anlass einstudiert wurde, unter der Leitung ihres Dirigenten Lukas Petzolt. Nach dem Grußwort der Bürgermeisterin Ulrike Westkamp spielen die Musiker aus Borkenwirthe unter der Leitung von Sebastian Sürgers den „Pappenheimer Marsch“. Es schließt sich die Festansprache des stellvertretenden Landrates Günter Helbig an. Nach dem gemeinsamen Vortrag des „Schwedischen Kriegsmarsch“ durch Tambourkorps und Blasorchester unter dem Dirigat von Lukas Petzolt erfolgt die Vorstellung und Segnung der neuen Fahne. Mit der Aufführung „Der hohe Tag“ unter der Gesamtleitung von Sebastian Sürgers als Höhepunkt -bei dem auch der Chor „Cantemus“ aus Büderich mitwirkt-, einem Segensgebet und der Nationalhymne endet der Festakt.

Die Suite „Der hohe Tag“:

„Die Ratsmusikanten auf dem Turm“ ist eine richtige spätmittelalterliche Turmmusik mit wenigen Blechbläsern und Kesselpauken. (Es klingt, als würden alle zu dieser Versammlung aufgerufen.)
„Tagwacht“. Mit diesem Satz wird das musikalische Wecken dargestellt. Der Spielmannszug erlangt hierbei besondere Geltung.
„Im Münster“. Dieser 3. Satz führt uns in einen Festgottesdienst und spiegelt einen feierlichen Abschnitt wider. Danach geht es zum
„Bankett“ und man kann förmlich die Würde und Erhabenheit spüren, wie gravitätisch die Rats- und Schützenherren mit ihren großen Ordensketten den Saal betreten. Kontrastreich setzt sich die Suite mit einem virtuosen
„Trillertanz“ fort, der durch ständige Steigerung der Lautstärke, des Tempos und der Instrumentierung einzigartige Wirkung erzielt.
Die „Nachtwache“ bildet den ausdrucksvollen Abschluss der Komposition und stellt einen Zapfenstreich eigener Art dar.

Quelle zum "Der hohe Tag" sowie zum Kompnisten: crescendo - Ausgabe 03/1999